Schon seit 2016 bespielen die Jungs um Frontmann Patrick Bauer die Bühnen der Region und darüber hinaus. Langweilig wird eine Show von FARTHEST OUTPOST nie, weiß das Quintett doch stets Abwechslung in seinen Sound zu packen. So überraschen sie ihre Hörerschaft auch mal mit Jazz oder Ska-Einlagen zwischen ihren stets rasanten und energiegeladenen Alternative-Metal-Songs. Nach einem SCHEPPERCORE-Auftritt, zwei EPs und einem Album wird es jetzt auch Zeit, die Jungs auszuquetschen. Hierfür haben wir Sänger Patrick und “Saitenhexer” Christoph auserkoren. Here we go!
Patrick, Christoph, ich freue mich, Euch zwei hier ein wenig ausfragen zu dürfen! Das Wichtigste erst mal vorneweg: Wie geht’s Euch?
Christoph: Insgesamt gut! Man vermisst halt die Gigs und das Bandleben, aber in dieser Zeit sind all diese Faktoren nebensächlich.
Bitte stellt doch einmal Eure Band kurz vor. Was erwartet einen, wenn man Euch hört bzw. sieht?
Patrick: Ein verschrobener Kauz mit Dreadlocks, ein Gitarrist ohne Schuhe, ein Bassist, der ab und zu spielt, was er soll, ein ständig kichernder Drummer und ein zweiter Gitarrist mit einem Schuss “German Gemütlichkeit”. Diese personelle Vielfältigkeit spiegelt sich auch in unserer Musik wider (glauben wir).
Ihr seid seit 2016 unterwegs, und das in aktueller Besetzung! Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Christoph: Laurin, Jan und ich kennen uns aus der Schulzeit, Kili ist Laurins Bruder – so war das mit der Bandgründung auch relativ easy. Patrick haben wir nicht über Online-Dating kennengelernt (Tinder-Mythos), sondern tatsächlich über Romy von An Author´s Empire
Ihr wart schon auf einer unserer Scheppercore-Shows als Band zu Gast… Wie kam es dazu und was habt Ihr für einen Eindruck gehabt?
Christoph: Oh Gott, da hab ich mit 38 Grad Fieber gespielt…
Patrick: Ou das ist tatsächlich schon etwas her. War ein guter Abend und die Bude war gut gefüllt. Danach hatten wir noch etwas Aftershow bei mir gemacht unter anderem mit Dark Siffler - dem damaligen Moderator. Christoph war ziemlich schnell verschwunden, weil es ihm nicht so gut ging an diesem Abend. Am nächsten Morgen hatte ich jedenfalls einen bösen Kater.
Was haltet Ihr derzeit von unserer fränkischen Metalszene? Was findet Ihr besonders gut und was könnte besser sein?
Christoph: Was die Bands angeht: Es sind unglaublich gute Künstler unterwegs. Mir macht es echt Spaß den Kollegen zuzuhören, egal ob daheim oder bei den Liveshows. Es geht auch ziemlich familiär in unsere Szene zu.
Patrick: Ich finde vor allem, dass der Raum Nürnberg sehr gut vernetzt ist. Es gibt viele Supporter und die Community ist sehr entspannt. Hier macht eigentlich jeder Auftritt richtig Spaß. Allerdings gibt es Teile in der restlichen fränkischen Region, in denen das noch etwas ausgebaut werden könnte.
Ihr habt ja einen ziemlich “verrückten” Stilmix in Euren Songs. Wie kam es dazu? Liegt das an Euren unterschiedlichen Hörgewohnheiten oder kam das eher aus einer Laune heraus?
Christoph: Ich glaube, in unserer Musik gibt es zwei wesentliche Strömungen. Einerseits haben wir uns sehr von August Burns Red inspirieren lassen, die auch hin und wieder “verrückte” Elemente in ihren Songs haben. Dazu kommt, das ist wohl die zweite Strömung, dass ich sehr viel Jazz höre. Mir haben schon immer die disharmonischen Klänge von Thelonious Monk oder die fetten Klangteppiche von Charles Mingus sehr gut gefallen. Sowas ähnliches wollte ich auch in unsere Musik einbringen, weshalb auch Songs wie “D´s Diner” oder “Banality” entstanden sind.
Patrick: Tatsächlich sind unsere Hörgewohnheiten an einigen stellen recht unterschiedlich, auch wenn wir alle einen relativ breiten Musikgeschmack haben. Da jeder von uns mindestens ein bisschen im Songwriting involviert ist, kommt schon der ein oder andere Stilmix dabei heraus. Wichtig ist uns, dass dabei trotzdem ein stimmiges Gesamtwerk erhalten bleibt.
Ihr konntet in Eurer “kurzen” Laufbahn schon 2 EPs und ein vollwertiges Album rausbringen (“Farthest Outpost” 2017, “Way To Die” 2017, “The Moon Is Watching” 2019). Jeder Künstler sieht sein vollendetes Werk hinterher immer kritisch… Geht es Euch auch so? Könnte was besser sein?
Patrick: Klar sehen wir unsere Werke kritisch. Schon während des Produktionsprozesses fallen immer wieder Sachen auf wo man sich sagt: “das müssen wir beim nächsten Mal besser oder anders machen”. Ich sehe diese Eigenkritik - oder auch Kritik von anderen - konstruktiv und als Teil eines Entwicklungsprozesses und die Entwicklungsstufen sind auch auf jeder Scheibe hörbar. Aber ich stehe auch zu all unseren Veröffentlichungen – Es ist jetzt kein Song dabei, den ich heute selbst überhaupt nicht mehr hören kann.
Christoph: Als Musiker sollte man immer sein Werk kritisch betrachten und sich nicht auf dem ausruhen, was man bereits kann. Das ist wichtig, damit der Sound sich auch weiterentwickelt. Was uns betrifft: Wir machen viele Sachen gut, aber es gibt auch einiges, was wir verbessern wollen und auch werden. Sei es Rhythmik, Harmonik oder Intonation – alles wollen wir auf ein höheres Level bringen. Das ist natürlich eine Herausforderung, die sehr viel Geduld einfordert.
Dank Corona fällt gerade eben so ziemlich alles flach, was Konzerte und Festivals angeht. Wie schlimm trifft Euch das als Band und wie schmerzlich als Privatperson?
Patrick: Auch wenn es bei uns keine Konzerte waren, bei denen 10k Besucher zu erwarten gewesen wären, war schon erstmal bitter. Wie viele Auftritte es insgesamt waren weiß ich gar nicht. Im Mai wären es drei gewesen – ein Konzert vergangenen Freitag und zwei Festivals. Privat war es wohl für jeden eine Umstellung, mit den Einschränkungen zu leben – die Tatsache, dass man sich nicht mehr einfach auf Konzerten oder in seiner Stammkneipe treffen kann, wäre vergangenen Dezember für viele unvorstellbar gewesen. Dennoch ist der Lockdown auch für eine gute Sache gewesen und um andere zu schützen.
Christoph: Wenn ich mir die Gigs ansehe, die ich jetzt mit Farthest Outpost oder anderen Projekten gehabt hätte, schmerzt das natürlich. Aber im Vergleich was andere erleben, ist das Jammerei auf hohem Niveau. Privat habe ich ansonsten keine Nachteile, ich arbeite über HomeOffice oder studiere über Videokonferenz, das geht schon. Als Band haben wir mit dem Songwriting angefangen. Etwas ungeplant und unfreiwillig, aber viel mehr kann man als Musiker nicht machen.
Welchen Jobs geht Ihr hauptberuflich nach?
Patrick: Web-Entwickler und -Konzeptionist, dazu verwaltungstechnische Tätigkeiten in einer Musikschule und Live-Tontechnik. Das ein oder andere Brötchen konnte ich bisweilen auch mit Musik verdienen.
Christoph: Ich studiere Philosophie im Master. Nebenbei arbeite ich beim Radiosender “Max Neo” in Nürnberg, bin als Hilfswissenschaftler an der FAU tätig und verdiene ein bisschen was durch Gitarrenunterricht dazu.
Kein Mensch ist fehlerfrei, aber was sind Eure schlimmsten Macken?
Patrick: Mir wird nachgesagt, ich sei langsam. Viele mögen meinen Humor nicht, aber ich mag ihn. Dazu schreibe ich unvollständige.
Christoph: Patrick wollte “Sätze” schreiben ;) Ich bin leider ziemlich ungeduldig, sei es in der Musik oder im Alltag. Und oft tu ich mich auch schwer Entscheidungen zu treffen.
Um etwas Fahrt aufzunehmen, hier mal ein paar schnelle FAQs:
- NICKELBACK oder BLINK-182?
Patrick: Nickelback, aber lieber Hoppus als Kroeger
Christoph: Blink 182. Aber ich höre beide Bands nicht ;)
- Saftiges Steak oder Hackschnitzel?
Patrick: Ein Veganes am liebsten
Christoph: Wenn ich kein Vegetarier wäre, dann ein saftiges Steak
- Frühaufsteher oder Langschläfer?
Patrick: Frühaufsteher, außer beim Auskatern
Christoph: Wenn 09.30 als früh gilt, dann bin ich Frühaufsteher
Metal ist für mich...
Patrick: Eine freundliche Welt voller schrulliger Persönlichkeiten
Christoph: ein interessantes Genre, das es sich zu spielen und hören lohnt.
Wie lief Euer erster Gig ab und was war bis jetzt Euer schlimmster?
Patrick: An unserem ersten Gig zusammen 2016 habe ich eigentlich eine sehr positive Erinnerung. Es hatte ein wenig was von einem Testlauf - witzigerweise in Lauf. Viele unserer Freunde sind gekommen und die Stimmung war super.
Christoph: Als Band hatten wir glaube ich noch nie “schlimme” Gigs. Für mich persönlich, nimmt es mir nicht übel, war der Scheppercore-Gig ziemlich hart, weil ich an dem Tag echt krank war. Während der Show ging´s, danach war ich aber nur noch eine lebende Leiche und bin gleich nach Hause gefahren. Hätte gerne mehr vom Abend mitbekommen.
Findet Ihr Bandcontests wie SPH, Emergenza oder die NN-Rockbühne sinnvoll?
Patrick: Ich habe öfters schon überlegt, einem Blogbeitrag diesem Thema zu widmen. Tatsache ist, dass die Wertschätzung gegenüber Bands und ihrer Werke bei so manchen Veranstalter nicht wirklich vorhanden ist. Ich weiß auch, dass man gerade in der Anfangsphase als Band auf Auftritte angewiesen ist und man da gerne nach jedem Strohhalm greifen möchte. Das Thema ist aber meines Erachtens zu groß, um da salopp eine Bewertung abzugeben (nicht alle Contest-Veranstalter sind unbedingt schwarze Schafe), daher möchte ich mich jetzt an dieser Stelle nicht weiter dazu äußern.
Habt Ihr ein Ritual, das vor keiner Show fehlen darf? Oder auch danach?
Christoph: Ich spiele mich gut 20 Minuten vor der Show warm. Manchmal kommen Laurin, Jan und Kili auch noch mit dazu. Keine Ahnung was Patrick währenddessen macht, aber meistens ölt er sich die Stimme ;) Ich spiele während der Show auch barfuß, weil ich dann tatsächlich weniger nervös bin. Nach dem Gig muss ich dann halt die Füße waschen
Natürlich habt Ihr auch schon einige Bands kennengelernt. Gibt es von Eurer Seite aus ein paar Underground-Tipps, die wir beherzigen sollten?
Patrick: Ich persönlich finde die Muuusi von The Cake Is a Lie ziemlich gut. Technisch sehr ansprechend ist auch die Mugge von Torrential Rain. Bühnentechnisch bieten Shark Tank eine sehr starke Performance. Übrigens: Axel ist mit seiner engelsgleichen Stimme auch auf unserer Scheibe zu hören, wer es noch nicht mitbekommen hat ;)
Christoph: Ich müsste eigentlich fast die komplette Szene aufzählen, einzelne Namen zu erwähnen fällt mir da schwer. Mir persönlich gefallen Event Horizon total. 2018 haben wir mal mit den Jungs gespielt, hoffentlich ergibt sich da mal wieder ein Gig.
ZACK! Schon sind wir am Ende angelangt! Vielen lieben Dank für das schöne Interview und die aufgebrachte Zeit! Ich hoffe, Ihr dürft bald wieder auf die Bretter und man sieht sich dann auch mal wieder!
Ganz zum Schluss habt Ihr jetzt noch die Möglichkeit, einmal zu sagen, was Ihr schon immer loswerden wolltet!
Make Music, no War nor Fake-News nor Verschwörungstheorien!